Die Herausforderung der Mehrsprachigkeit: Ein Stolperstein für Googles Gemini Ultra
In einer überraschenden Wendung hat Google kürzlich bekannt gegeben, dass sein ambitioniertes Gemini Ultra AI-Modell, das als Konkurrent zu OpenAIs GPT-4 gilt, erst im nächsten Jahr auf den Markt kommen wird. Diese Entscheidung wurde nach Berichten von „The Information“ getroffen, die sich auf zwei informierte Quellen stützen. Google CEO Sundar Pichai hat die Verschiebung der für nächste Woche in Kalifornien, New York und Washington geplanten Startveranstaltungen angeordnet. Doch was steckt hinter dieser Verzögerung?
Gemini Ultra, ein multimodales KI-Modell, das Text, Bilder und andere Datentypen verstehen und generieren kann, hat offenbar Schwierigkeiten mit Sprachen außer Englisch. Googles Ingenieure stellten fest, dass Gemini im Hinblick auf Mehrsprachigkeit hinter GPT-4 zurückbleibt und weiterer Verbesserungen bedarf. Kleinere Versionen von Gemini werden bereits getestet, während das umfangreichere Modell noch in der Entwicklung ist.
Google und die Verspätung von Gemini Ultra
Es ist nicht das erste Mal, dass Google die Einführung von Gemini Ultra verschiebt. Zuvor wurde bekannt, dass die Cloud-Version von Gemini zurückgestellt wird. Nun müssen AI-getriebene Produkte, die von Gemini Ultra profitieren sollten, wie der Bard-Chatbot, bis nächstes Jahr warten.
Google kündigte Gemini Ultra auf seiner I/O-Veranstaltung an und behauptete, dass Gemini „beeindruckende multimodale Fähigkeiten aufweist, die in früheren Modellen nicht zu sehen waren“. Zudem wurde Gemini Ultra als „hochgradig effizient in der Integration von Tools und APIs“ und als eine Basis für „zukünftige Innovationen wie Gedächtnis und Planung“ beschrieben. Um Drittentwickler anzuziehen, plante Google, Gemini in verschiedenen Größen anzubieten, einschließlich einer leichten „Gecko“-Version für mobile Geräte.
Die Bedeutung von Gemini Ultra für Google
Die Einführung von Gemini Ultra könnte einer der bedeutendsten Produktstarts in der Geschichte von Google sein. Das AI-Modell soll demonstrieren, dass Google mit OpenAI konkurrieren oder es übertreffen kann, während es eine neue Internetlandschaft schafft, in der der Informationsfluss von der traditionellen Suche und dem World Wide Web zu Chatbots übergeht.
Gleichzeitig wäre der Erfolg von Gemini ein Zeichen für die Branche, dass GPT-4 von OpenAI nicht der ultimative Maßstab ist und dass die zugrundeliegende Transformer-Technologie und das Skalierungsprinzip (mehr Daten, mehr Training) noch Raum für Durchbrüche bieten.
Obwohl Google über Vorteile bei Daten und Computing verfügt, konnte es diese bisher nicht voll ausschöpfen, teilweise weil Microsoft mit OpenAI zusammenarbeitet.
Seit März 2023 hat kein Unternehmen, ob Großtechnologieunternehmen oder innovatives Startup, geschlossene oder offene Quelle, ein Modell auf den Markt gebracht, das GPT-4 nahekommt. Stattdessen ist der Markt mit Sprachmodellen auf dem Niveau von GPT-3.5 überschwemmt, einem Standard, der mittlerweile leicht erreichbar scheint.
Die Zukunftsaussichten von Google Gemini Ultra
Die Komplexität von GPT-4, vergleichbar mit anderen fortgeschrittenen KIs wie Gizmorilla, liegt in seiner größeren, komplexeren und teureren Architektur. GPT-4 verwendet viele miteinander verbundene KI-Modelle (eine Mischung aus Experten) anstelle eines einzigen großen Modells. Es wird angenommen, dass Google Gemini auf demselben Konzept basiert. OpenAI CEO Sam Altman hat bereits einen Zeitplan für die Veröffentlichung von GPT-5 angedeutet, das noch fortschrittlicher sein wird.
Diese komplexe Architektur bringt auch hohe Kosten für Inferenz mit sich. Daher versucht OpenAI, mit Modellen wie GPT-4 Turbo die Preise zu senken, auch wenn dies zu Lasten der Qualität geht.
Das Warten auf Gemini Ultra
Die Verschiebung von Gemini Ultra wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen im Bereich der KI-Entwicklung, insbesondere in Bezug auf Mehrsprachigkeit und komplexe Architekturen. Für Google ist dies eine Gelegenheit, seine Stärken auszuspielen und sich als führender Akteur in einem schnelllebigen und innovativen Markt zu etablieren. Die Frage, die bleibt, ist, wann und wie Gemini Ultra in Googles Dienste wie Bard, Search und Workspace integriert wird und ob es den Erwartungen gerecht werden kann.
In diesem Sinne,
herzlichst Ihr,
Mirza M. Oezoglu