In einer unerwarteten Wendung hat Elon Musk, eine Klage gegen OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, und dessen CEO, Sam Altman, eingereicht. Musk wirft ihnen vor, die ursprüngliche Mission von OpenAI – Technologie zum Wohle der Menschheit zu entwickeln – durch eine Partnerschaft mit Microsoft zu verraten.
Ein Bruch mit der Gründungsidee
OpenAI wurde Ende 2015 von Altman, Musk und Greg Brockman als gemeinnütziges Forschungslabor ins Leben gerufen. Das Hauptziel war es, offen zugängliche Technologien zu entwickeln, die der Öffentlichkeit zugutekommen. Doch Musk und seine Anwälte behaupten nun, dass diese Vision zu Microsoft geworden ist, die OpenAI in eine quasi Tochtergesellschaft des Technologiegiganten verwandelt hat.
Die Anwälte argumentieren, dass OpenAI unter seiner neuen Führung nicht mehr nur an der Entwicklung einer Künstlichen Allgemeinen Intelligenz (AGI) arbeitet, sondern diese verfeinert, um die Gewinne für Microsoft zu maximieren – und nicht für die Menschheit.
Der Streitpunkt: Eine veränderte Unternehmensstruktur
2019 vollzog OpenAI eine signifikante Änderung seiner Unternehmensstruktur, indem es OpenAI LP gründete, eine hybride Organisation mit Gewinnabsicht, die parallel zur ursprünglichen gemeinnützigen Einheit besteht. Diese Umstrukturierung ermöglichte es Investoren und Mitarbeitern, von einem „begrenzten Gewinn“ zu profitieren, sollte die Mission erfolgreich sein. Jegliche darüber hinausgehenden Renditen sollten der gemeinnützigen Organisation zugutekommen.
Musk, der OpenAI 2018 verließ, unterstützte das Unternehmen laut Klageschrift bis Mitte September 2020 weiterhin. Seine Anwälte heben hervor, dass die Entscheidung, GPT-4 geheim zu halten, und die allgemeine Richtungsänderung von OpenAI hin zu Profit Musk zutiefst beunruhigt habe. Er sieht in der AGI eine „besonders akute und schädliche Gefahr für die Menschheit“, insbesondere wenn sie von profitorientierten Unternehmen wie Google oder Microsoft kontrolliert wird.
Elon Musk gegen OpenAI: Ein öffentlicher Schlagabtausch
Musk hat sich in den vergangenen Monaten öffentlich kritisch über die Eigentümerstruktur und die Profitorientierung von OpenAI geäußert. „Mir ist nicht klar, wie die Struktur von OpenAI überhaupt legal sein kann“, schrieb er auf X und fügte hinzu, dass ihm zu verschiedenen Zeitpunkten Anteile angeboten wurden, deren Annahme ihm jedoch „unethisch/illegal“ erschien.
Nach einer kurzen Ablösung von Altman als CEO von OpenAI kommentierte Musk, dass es für die Welt wahrscheinlich besser sei, wenn OpenAI (halbwegs) unabhängig bleibe, anstatt mit Microsoft zu fusionieren. Dies würde eine geringere Machtkonzentration bedeuten.
Microsofts Rolle und Reaktionen
Microsoft hat seit 2019 Milliarden in OpenAI investiert. Satya Nadella, CEO von Microsoft, äußerte sich im Januar dahingehend, dass er keine Probleme mit der Eigentümerstruktur von OpenAI habe. Ihm sei lediglich an einer „guten Governance“ gelegen, statt an einer Kontrolle über das Unternehmen.
Bislang hat OpenAI nicht auf eine Kommentaranfrage reagiert.
Fazit: Ein Kampf um Ethik und Visionen
Die Klage von Elon Musk gegen OpenAI und Sam Altman wirft grundlegende Fragen über die Ziele und die Governance von Technologieunternehmen auf, die an der Schwelle zu bahnbrechenden Entwicklungen in der Künstlichen Intelligenz stehen. Es ist ein Kampf, der nicht nur rechtliche, sondern auch ethische und visionäre Dimensionen berührt. Während die Welt auf eine Antwort von OpenAI wartet, bleibt abzuwarten, wie sich dieser Konflikt auf die Zukunft der KI und ihre Rolle in der Gesellschaft auswirken wird.
In diesem Sinne,
herzlichst Ihr,
Mirza M. Oezoglu