ChatGPT Canvas Interface zeigt Websitecode-Erstellung mit HTML und CSS in dunklem Modus, demonstriert die neue Kollaborationsfunktion von OpenAI für Entwickler.

ChatGPT Canvas: OpenAIs neues Kollaborations-Tool im Praxistest

Mit der Einführung von „Canvas“, einer neuen Benutzeroberfläche für ChatGPT, verspricht das Unternehmen, die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI auf eine neue Ebene zu heben. Doch was steckt wirklich hinter diesem neuen Feature, und wie schneidet es im Vergleich zu anderen KI-Assistenten ab?

 

Was ist ChatGPT 4o mit Canvas?

Canvas ist OpenAIs neueste Ergänzung zur ChatGPT-Plattform. Es handelt sich um eine virtuelle Arbeitsumgebung, die speziell für Schreib- und Coding-Projekte entwickelt wurde. Das Besondere an Canvas ist, dass es in einem separaten Fenster neben dem Hauptchat-Bereich operiert und es Nutzern ermöglicht, ChatGPT gezielt zu bestimmten Teilen ihres Projekts zu konsultieren.

Aktuell befindet sich Canvas in der Beta-Phase und ist für ChatGPT Plus- und Team-Nutzer verfügbar. Enterprise- und Edu-Nutzer sollen in Kürze ebenfalls Zugriff erhalten.

 

Wie funktioniert ChatGPT 4o mit Canvas?

Die Funktionsweise von Canvas ist relativ straightforward. Nutzer können Text oder Code auf die „Leinwand“ setzen und bestimmte Abschnitte markieren, auf die sich das KI-Modell dann konzentrieren soll. ChatGPT agiert dabei wie ein Lektor oder Code-Reviewer, der gezielte Vorschläge und Verbesserungen anbietet.

Canvas kann entweder manuell durch die Eingabe von „use canvas“ im Chat aktiviert werden oder öffnet sich automatisch, wenn das System eine Situation erkennt, in der es hilfreich sein könnte.

 

Hauptfunktionen von Canvas

Für Schreibprojekte:

  • Vorschläge für Überarbeitungen
  • Anpassungen der Textlänge
  • Änderungen des Leseniveaus
  • Hinzufügen von Emojis

 

Für Coding-Projekte:

  • Überprüfung bestimmter Codezeilen
  • Hinzufügen von Logs und Kommentaren
  • Beheben von Bugs
  • Portierung von Code in andere Programmiersprachen (JavaScript, TypeScript, Python, Java, C++ oder PHP)

 

Canvas im Vergleich zu anderen KI-Assistenten

Auf den ersten Blick scheint Canvas ChatGPT auf eine Ebene mit anderen KI-Assistenten zu bringen, die separate Arbeitsbereiche für spezifische Projektteile anbieten. Beispiele hierfür sind Anthropic’s Artifacts und das coding-fokussierte AI-Modell Cursor. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich einige entscheidende Unterschiede.

 

Einschränkungen und Kritikpunkte

Trotz des ansprechenden UI und der scheinbaren Vielseitigkeit von Canvas gibt es einige bemerkenswerte Einschränkungen:

  1. Ausgabelimit: Canvas scheint ein Ausgabelimit von etwa 2500-3000 (ca. 2500 Wörter) Tokens zu haben. Das bedeutet, dass ChatGPT bei längeren Texten oder Codeabschnitten zwar behaupten kann, diese bearbeitet oder erweitert zu haben, ohne dass tatsächlich Änderungen vorgenommen wurden. Dies ist ein erheblicher Nachteil für umfangreichere Projekte.

 

  1. Fehlende Projektkontinuität: Im Gegensatz zu Claude’s Projekten oder Cursor, wo Nutzer alle projektrelevanten Dateien hochladen können und Claude den Kontext für das gesamte Projekt beibehält, muss man bei ChatGPT für jeden neuen Chat die Dateien erneut hochladen. Dies kann den Arbeitsfluss erheblich verlangsamen.

 

  1. Keine direkte Code-Ausführung: Anders als Claudes Artifacts, die es ermöglichen, geschriebenen Code direkt im Chat auszuführen und anzuzeigen (sei es ein Spiel oder eine Website), bietet Canvas diese Funktion nicht.

 

  1. Modelleinschränkung: Aktuell läuft Canvas nur mit dem GPT-4o Modell und nicht mit dem neueren o1-preview. Für viele Nutzer, die die Leistungsfähigkeit des neuesten Modells schätzen, könnte dies ein Rückschritt sein.

 

Fazit

Canvas ist zweifelsohne ein interessantes Feature mit einem ansprechenden UI, das besonders für Rechercheprojekte nützlich sein kann. Die Möglichkeit, Texte wiederholt zu überarbeiten und Verbesserungsvorschläge zu erhalten, ist definitiv ein Pluspunkt.

Allerdings zeigt sich im direkten Vergleich, dass Canvas nicht an die Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit von Claudes Projekten und Artifacts heranreicht. Die Einschränkungen beim Ausgabelimit und der fehlenden Projektkontinuität sind spürbare Nachteile.

Für Nutzer, die bereits mit Claude 3.5 Sonnet vertraut sind, bietet Canvas möglicherweise nicht genug Anreize für einen Wechsel. Die Zukunft wird zeigen, ob OpenAI Canvas weiterentwickeln und die bestehenden Einschränkungen adressieren wird.

Letztendlich bleibt Canvas ein nützliches Tool für bestimmte Anwendungsfälle, aber es ist kein Allheilmittel für alle kollaborativen KI-Aufgaben. Nutzer sollten die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen und entscheiden, ob Canvas ihren spezifischen Anforderungen entspricht.