Sogenannte Fake Bewertungen in Onlineshops sind keine Seltenheit. Durch den Vorwurf, dass eine Reihe chinesischer Anbieter auf Amazon Bewertungen kaufen, wurden viele, unter anderem auch namenhafte Anbieter mit einem jährlichen Milliarden Dollar Einkommen, gesperrt und sind nicht gerade erfreut.
Durch diesen Beschluss könnten uns bald die Folgen treffen. Chinesische Unternehmen haben bereits eine starke Reichweite, vor allem im Bereich des e-Commerce, daher wird es für sie leicht sein, in kurzer Zeit eigene Plattformen zum weltweiten Online-Vertrieb zu entwickeln. Das stellen auch viele Online-Anbieter mit Bedenken fest.
Laut der Security Times hielt das Shenzhen Municipal Bureau of Commerce am Freitag eine geschlossene Konferenz mit etwa 10 führenden Unternehmen des internationalen E-Commerce, um sich über den Einfluss Amazons auf den lokalen E-Commerce und weitere Themen zu beraten.
Nach Angaben der Shenzhen Cross-border E-commerce Association sind seit Mai mindestens 50.000 chinesische Anbieter von Amazons Vorgehen betroffen und chinesische Unternehmen des internationalen E-Commerce erlitten daher Verluste von mehr als 100 Milliarden Yuan (15,4 Milliarden Dollar).
Wann und warum fing alles an?
Mittlerweile hat Amazon seit Mai bis zu 50.000 chinesische Verkäufer gesperrt. Zu den Gründen dafür gehören die „missbräuchliche Nutzung von Bewertungen“, die „Aufforderung zu gefälschten Bewertungen“ und die „Manipulation von Kundenrezensionen durch die Vergabe von Geschenkkarten“.
Diese Handlung traf viele der Verkäufer schwer. Das Verbot war ein schwerer Schlag für einige chinesische Verkäufer und ihre Onlineshops.
Yiwu Huading Nylon Co, einer der größten inländischen Hersteller von Nylonfilamenten, gab am 5. August bekannt, dass viele Anbieter seiner Tochtergesellschaft Shenzhen Tomtop Technology ebenfalls gesperrt und deren Gelder von Amazon eingefrohren wurden. Insgesamt belaufen sich die Zahlen auf 54 Geschäfte von Tomtop Technology und 41,43 Millionen Yuan, was 4,27 Prozent der Geldreserven des Unternehmens zum Jahresende 2020 entspricht.
Daraufhin gab Patozon, ein weiterer Großanbieter am 6. August bekannt, dass sein Forschungs- und Entwicklungspersonal für sechs Monate, also bis zum 6. Februar 2022 eingestellt wurde. Patozons Umsatz im Jahr 2020 belief sich auf einen Nettogewinn von 300 Millionen Yuan, er ist als einer der drei größten chinesischen Verkäufer auf Amazon mit mehr als 600 Best-Seller-Produkten bekannt.
Die Art und Weise, wie Amazon chinesische Verkäufer gesperrt hat, ist unfair, so Wang Xin, Präsident der Shenzhen Cross-Border E-Commerce Association, gegenüber der Global Times.
„Sie haben nicht nur die Anbieter gesperrt, die gegen die Regeln verstoßen, sondern auch ähnliche Verkäufer, was die Angebotskette lahmlegt und den Unternehmen somit schadet“, sagte Wang. „Handelt es sich um eine Strafe, die auf den Regeln der Plattform beruht, oder um eine strategische Entscheidung? Tatsächlich sehen wir, dass Amazon selbst auch Produkte verkauft, die den Produkten der gesperrten Konten ähnlich sind“, erklärt Wang.
Der mögliche Ausweg
Die von Amazon verhängte Sperre hat den Verkäufern einen hohen Tribut abverlangt, aber sie hat den weltweiten E-Commerce-Händlern auch gezeigt, wie sie ihren Betrieb optimieren und Beziehungen zu globalen Verkäufern aufbauen können.
Nach dem jüngsten Vorfall verringern viele Verkäufer ihre Abhängigkeit von Amazon und verfolgen stattdessen eine Entwicklungsstrategie für mehrere Plattformen und entwickeln ihre eigenen Websites.
„Die Schließung der Konten durch Amazon betrifft viele Unternehmen, weshalb mir mitteilten, dass sie keine Waren mehr auf Amazon anbieten werden. In der Vergangenheit haben sie vielleicht 90 Prozent ihrer Waren über Amazon verkauft, jetzt sind es vielleicht weniger als 30 Prozent“, sagte Wang. Viele chinesische Top-Verkäufer richten daher nun ihre eigenen Websites mit eigenem Zahlungs- und Meldesystem ein, um plötzliche Schäden und Kontensperrungen durch eine einzelne Website wie Amazon zu vermeiden.
Herausforderungen bleiben bestehen
Für Händler besteht die Notwendigkeit, eigene Online-Shops einzurichten. Verglichen mit dem großen Datenfluss und Handelsströmen auf Amazon kann die Einrichtung von Shops allein den Verkauf von Waren auf Amazon jedoch kurzfristig nicht ersetzen, sagte Michael Qi Yong, General Manager beim Consumer Electronics Distributor Shenzhen Muchen Technology Co, gegenüber der Global Times am Sonntag.
Dieser Schlag stellt eine Herausforderung für die Händler in der Provinz Shenzhen dar. Einige seiner Kunden, bei denen es sich um Händler mit Sitz in anderen Ländern handelt, mussten feststellen, dass ihre Gelder eingefroren wurden oder dass sie ihre Geschäfte schließen und verkleinern müssen.
„Eigene Online-Shops erstellen lassen! Das ist die logische Konsequenz. Sie bemühen sich, ihre eigenen Online-Shops einzurichten, was ohne bestehende Erfahrung unmachbar scheint oder auf anderen Plattformen als Amazon aktiv zu werden. Eine weitere Aufgabe besteht darin, Lagerbestände, die für Amazon vorbereitet wurden, so schnell wie möglich zu verkaufen“, so Qi. Amazon wird das Tempo des chinesischen E-Commerce-Handels nun jedoch nicht mehr bremsen können und hat sich nun neue Konkurrenz geschaffen.
In der ersten Jahreshälfte setzte der E-Commerce-Handel in China seine Dynamik fort und erreichte laut Zollstatistik 886,7 Milliarden Yuan, was einem Anstieg von 28,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das Wachstum des Exporthandels im E-Commerce wird laut Wang auch in der zweiten Jahreshälfte nicht weniger als 28,6 Prozent betragen.
„Die Geschwindigkeit wird höher sein, weil neben dem US-Markt, der von Amazon repräsentiert wird, auch einige sich entwickelnde Länder in Südostasien und Afrika eine hohe Nachfrage nach chinesischen Waren aufweisen. Solange wir alle Produkte verkaufen können, wird es sicher eine schnelle Marktentwicklung geben“, sagte sie.
Die Situation ist noch nicht ganz geklärt, aber die Auswirkungen auf uns Konsumenten bleibt spannend.
Ihr digital art Team